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2017



1. Einführung

Dieses Jahr kommt unser Jahresbericht etwas später als in den Jahren zuvor, da Guido

und ich berufsbedingt nicht mehr ganz soviel Zeit in den Verein investieren können, wie

das in den Jahren zuvor möglich war.

Aus diesem Grund war das vergangene Jahr auch kein Jahr der Weiterentwicklung

unseres Projektes in Ambikapur. Wir sind aber durchaus damit zufrieden, dass die bisher

geschaffenen Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten für die Jungen und Mädchen aus

Ambikapur kontinuierlich weiterlaufen. Wir haben uns bei unserem Besuch in Ambikapur

im März und April dieses Jahres davon überzeugen können. Nun möchten wir

euch einen kleinen Bericht zum Stand der Aktivitäten unseres Partnervereins Palle Kobi

Jasim Uddin Shriti Sangho und unseres Vereins Schools In Ambikapur e.V. geben.


2. Highschool

Momentan werden über vierzig Kinder in drei Klassen an der Highschool durch „ unsere“

LehrerIn Oipadur, Hashan und Ritu im Zusatzunterricht zum normalen Unterricht betreut.

Herr Hashan, der gleichzeitig für die Dokumentation der Anwesenheit der SchülerInnen

und die Auszahlung der Honorare an die Lehrer zuständig ist, hat zwar die Highschool in

Ambikapur verlassen und ist an eine andere Schule gewechselt, bleibt aber

glücklicherweise unserem Projekt erhalten und wird seine bisher ausgezeichnete Arbeit

fortsetzen. Er ist ein toller Lehrer und bei den SchülerInnen sehr beliebt. Uns ist ein Stein

vom Herzen gefallen, als seine Weiterarbeit für unser Projekt feststand.

Unser ältester Lehrer, Herr Rashid, ist leider sehr krank geworden und konnte seine

Klasse nicht mehr weiter betreuen. Wir hatten uns deshalb entschlossen, eine Klasse

weniger an der Highschool zu unterrichten, da die Kinder aus der Klasse 9 und teilweise

aus der Klasse 8 durch verschiedene Abschluss- und Nachweisprüfungen Schwierigkeiten

haben, regelmäßig den Nachhilfeunterricht zu besuchen.

Bei unseren Besuchen in Ambikapur war es erfreulich zu sehen, wie die Kinder jedes

Jahr einen weiteren Schritt in ihrer Ausbildung machen und eine Klasse weiterrücken.

Leider schaffen es nicht alle Kinder, manche werden von den Eltern zur Haus- und

Feldarbeit benötigt, andere ziehen weg in ein anderes Dorf. In diesem Jahr haben 5

„ unserer“ Kinder die Abschlussprüfung nicht geschafft, was für uns etwas unbefriedigend

ist. Denn es ist ja gerade der Sinn des Nachhilfeunterrichts, den Kindern aus armen

Familien eine zusätzliche Hilfe zu geben, um das Schulziel zu erreichen. Wir können es

aber leider nicht vollständig verhindern. Wenn z.B. Kinder zu unregelmäßig zum Unterricht

kommen, wird es zu einem erfolgreichen Abschluss nicht reichen. Eine bessere

Regelmäßigkeit des Unterrichtsbesuchs – dies betrifft z.B. auch den Musikunterricht –

wäre wohl mit einem täglichen Schulessen zu erreichen. Dazu fehlen uns aber nach wie

vor die finanziellen Mittel.

Wir haben den Direktor der Highschool von unserer Honorarliste gestrichen. Eine das

Honorar rechtfertigende Leistung war nicht mehr erkennbar. Der Unterricht wird vollständig

von den LehrerInnen getragen und einen Direktor nur für die freundliche Akzeptanz

unseres Projektes zu bezahlen, können und wollen wir uns nicht leisten. Wir gehen aber

nicht davon aus, dass das Einsparen des Direktorenhonorars Nachteile für unser Projekt

hat. Zumindest ist dies bisher nicht der Fall. Nach wie vor gehören ein Großteil „unserer“

SchülerInnen zu den besten der Highschool.


3. Primaryschool

Die Primaryschool hat eine neue Direktorin, die auf uns einen sehr guten und engagierten

Eindruck macht. Die vorherige Direktorin ist aus Altersgründen aus dem Schuldienst

ausgeschieden. Bisher hatten wir eine Nachhilfeklasse an der Primaryschool, deren

Unterricht sich zwei Lehrerinen geteilt haben. Wir waren sehr zufrieden mit dem Unterricht.

Da wir nun eine Klasse weniger an der Highschool haben, konnten wir nun an der

Primaryschool eine weitere Klasse für Kinder aus der dritten,vierten und fünften Klasse

eröffnen. Somit sind nun 28 Kinder in Nachhilfeunterricht an der Primaryschool

untergebracht.


4. Musikschule

Der Musikunterricht ist eines unserer Sorgenkinder. Vorübergehend waren die

Teilnehmerzahlen des Musikunterrichts geringer als im vorigen Jahr. Zuerst haben wir das

begrüßt, denn etwas weniger Kinder waren aufgrund der Unterrichtsmöglichkeiten – wir

haben nur ein Harmonium, was von allen Kindern während des Unterrichts genutzt werden

soll – eigentlich wünschenswert. Als die Teilnehmerzahl jedoch auf sechs Kinder gefallen

war, waren wir alarmiert. Mittlerweile wird der Unterricht wieder von 10 Kindern besucht

und dies ist ungefähr die Anzahl, die sinnvoll ist und bei der ein intensiver Unterricht für

alle Teilnehmer gewährleistet werden kann.

Weshalb es zu dem vorübergehenden Einbruch der Teilnehmerzahlen kam, ist uns nach

wie vor rätselhaft. Die Musiklehrerin Frau Roy konnte uns hierzu keine vernünftige

Auskunft geben und für weitere Nachforschungen fehlte uns die Zeit. Wir hoffen, das es

nun bei der jetzigen Schülerzahl bleibt.


5. Tanzunterricht

Fantastisch ! – Anders kann man den Tanzunterricht und dessen Erfolge nicht

beschreiben.

Unser Tanzlehrer wurde in der Hauptstadt Dhaka ausgebildet und hat einen hohen

Anspruch, was die Ausbildung der Kinder anbetrifft. Manchmal ist er etwas streng zu den

Kindern, was aber seiner Beliebtheit bei den Kindern offensichtlich nicht schadet.

Die Teilnehmerzahlen für den Tanzkurs wurden auf maximal 15 Kinder festgelegt.

Die jüngste Schülerin ist sechs Jahre, die älteste ist sechzehn. Zwei der älteren

Schülerinnen tanzen bereits fast profihaft und haben großes Talent. Die Kinder lieben das

Tanzen. Was wir an unserem Tanzlehrer besonders schätzen, ist sein Engagement für die

Kinder auch über den Unterricht hinaus. So begleitet er unentgeltlich die Kinder zu ihren

Auftritten z.B. auf Kindergeburtstagen. Die Auftritte dort sind ein großer Erfolg mit viel

Spaß – und oftmals Essen für die Tänzerinnen.

Erfreulicherweise konnten wir bei unserem Besuch in Ambikapur eine sehr gute

Musikanlage mit Verstärker,Boxen und Mikrofonen erwerben. Die finanziellen Mittel dazu

kamen vom Bezirksamt Treptow-Köpenick, dem wir herzlich dafür danken.

Nun kann unsere Musik- oder Tanzgruppe diese Anlage für ihre Auftritte benutzen.

Gekündigt haben wir dem Hausmeister der Musikschule. Auch hier waren dem Honorar

angemessene Leistungen, nicht erkennbar. Die Musikschule war teilweise in einem

unaufgeräumten und verdrecktem Zustand. Wir werden vorerst auch keinen neuen

Hausmeister beschäftigen, die SchülerInnen und die Lehrer sind für die Ordnung im

Unterrichtsraum zuständig.


6. Nähunterricht

Im letzten Jahr haben 15 Frauen eine Näh- und Stickausbildung innerhalb des Schools In

Projekts gemacht. Unser bengalischer Partnerverein hatte hierfür die Nähmaschinen und

die Räumlichkeit zur Verfügung gestellt, wir haben die Honorarkosten für die Lehrerin und

die Kosten für das Material getragen.

Dieses Jahr werden 10 Frauen diese Ausbildung durchlaufen, welche am Ende des

Kurses auch ein Zertifikat erhalten. Da unser Partnerverein noch über weitere

Nähmaschinen verfügt, versuchen wir diesen davon zu überzeugen, die übrigen

Nähmaschinen an Frauen aus unserem ersten Nähkurs auszuleihen, da diese damit

zuhause einem Erwerb nachgehen können. Allerdings gehen wir davon aus, dass wir

gegenüber unserem Partnerverein für diese Maschinen bürgen müssen und im Falle eines

Verlustes oder Reparatur der Maschinen in der Verantwortung stehen, den Schaden zu

begleichen.

Während unseres Besuches in Ambikapur haben die Näherinnen des jetzigen Kurses

1300 Eintrittsarmbänder für ein Festival in Deutschland/Brandenburg angefertigt.

Die Organisatoren des Festivals hatten uns 500 Euro gespendet. Die Armbänder waren

ein Dankeschön unserer Näherinnen. Wir und der Vereinsvorsitzende unseres

Partnervereins, Jamal Anwar, haben diese Bänder dann mit nach Deutschland genommen

und den Organisatoren des Festivals überreicht.


7. Koordinator

Die Besetzung des Koordinatorenpostens bleibt ein Problem. Nachdem unser erster

Koordinator, Herr Da Costa, durch eine berufliche Versetzung nur kurzzeitig zur Verfügung

stand, wurde nun auch die Zusammenarbeit mit dem nachfolgendem Koordinator, Herrn

Zaaman, beendet. Differenzen mit dem Vorsitzenden unseres bengalischem Partnervereins

sowie nur durchschnittliches Engagement in seinem Aufgabebereich ließen eine

weitere Zusammenarbeit mit Herrn Zaaman als nicht mehr sinnvoll erscheinen.

Wir haben den Vereinsvorsitzenden unseres bengalischen Partnervereins gebeten, einen

Vorschlag für einen neuen Koordinator zu übermitteln. Ohne einen vertrauensvollen

Koordinator ist eine dauerhafte sinnvolle, erfolgreiche und nachhaltige Arbeit vor Ort

unserer Meinung nach nicht möglich. Falls wir mit unserem Partnerverein keine Lösung,

die auch langfristig Bestand hat, finden, müssen wir uns nach einer Koordinatorenlösung

auch außerhalb der Strukturen unseres Partnervereins umsehen.


8. Mela

Im Februar fand die große Mela (Fest und Jahrmarkt) in Ambikapur statt. Eine tolle

Gelegenheit für unsere Tanz- und Musikgruppen ihr Können auf der Bühne vor

zahlreichem Publikum zu zeigen. Ein Videomitschnitt des Auftritts bezeugt: die Nervosität

der Kinder am Beginn des Auftritts im festlichen Rahmen war groß, aber dann klappte fast

alles – die Tanzbewegungen der Kleinsten unterschieden sich manchmal etwas von den

Älteren – und die Kinder gingen am Ende stolz und glücklich von der Bühne. Bei dem

Auftritt der Musikgruppe allerdings schienen kurioserweise die begleitenden Erwachsenen

erheblich nervöser zu sein als die Kinder selbst. Die Tanz - und Musikgruppen wurde von

professionellen Musikern begleitet und nach dem Auftritt gab es ein gemeinsames Essen.

Die Teilnahme an der Mela hat unser Jahresbudget mit etwa 170 Euro belastet. Aber wir

denken, die Teilnahme war wichtig und sinnvoll für die Kinder und deren Eltern, die stolz

auf ihre Kinder sein konnten.


9. Organisation Shabla mohilla

Während unseres Besuches in Ambikapur und Faridpur haben wir eine andere

interessante Organisation kennengelernt. Sie heißt Shabla mohilla und kümmert

sich um die Kinder von Prostituierten aus dem Bordell in Faridpur. Shabla Mohilla

betreibt zwei Wohnhäuser für diese Kinder am Rande von Faridpur.

Ein Kollege aus München, den Guido in Faridpur getroffen hat, hat die finanziellen

Mittel für eins der Wohnhäuser organisiert und engagiert sich für die Verbesserung

der Situation der Kinder. Die Kinder können durch den Druck der Organisation zur

normalen Schule gehen – in der Regel wird das den Kindern von Prostituierten nicht

erlaubt – und bekommen ebenfalls als Zusatzausbildung Tanzunterricht. Dieses Jahr

wurde den Kindern von Shabla Mohilla zum ersten Mal ein Auftritt auf der Mela in

Ambikapur erlaubt und nächstes Jahr wollen wir einen gemeinsamen Auftritt „unserer“

Kinder und der Kinder von Shabla Mohilla organisieren.


10. Resüme und Ausblick

Dies war ein Überblick über den Stand der Dinge in Ambikapur. Es ist dieses Jahr nicht alles so gelaufen, wie wir das geplant und gehofft hatten.

Das wir immer noch keinen zufriedenstellenden Koordinator haben ist

bedauerlich und schränkt die Arbeits- und Entwicklungsmöglichkeiten in Bangladesch ein.

Auch das finanzielle Budget unseres Vereins ist nicht mehr so groß wie in den Jahren

zuvor. Wir haben PatenInnen verloren. Was nicht ungewöhnlich ist – dies war in den

Jahren zuvor auch so. Es kamen ja auch neue PatenInnen dazu und füllten die

entstandenen Lücken. Dies war im vergangenen Jahr leider nicht der Fall – auch weil wir

nicht die Zeit hatten, uns um neue PatenInnen zu kümmern und in der Öffentlichkeit zu

wenig präsent waren. Dies gilt ebenfalls für Förderanträge für einzelne Projekte. Auch

hierfür war durch die gestiegene Berufsbelastung von Guido und mir nicht mehr

ausreichend Zeit. Es ist auch jetzt schon absehbar, daß Guido nächstes Jahr nicht nach

Bangladesch fliegen wird. Deshalb sehen wir das laufende und das kommende Jahr nicht

als Projektentwicklungsjahr in Bangladesch, sondern als Entwicklungsjahr für die

Strukturen unseres Vereins in Deutschland, die in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen

sind. Wir müssen mehr Zeit darauf verwenden, unseren Verein auf eine personell breitere

Basis zu stellen.

Die Ausbildungsangebote in Bangladesch sind erst einmal organisatorisch abgesichert,

Personal und Sachmittel sind vorhanden. Jamal Anwar fliegt dieses Jahr bereits im

Oktober nach Bangladesch und kann alles Notwendige veranlassen.

Ihnen, liebe Paten, Patinnen und UnterstützerInnen, ganz herzlichen Dank für Ihre

Unterstützung der Kinder in Bangladesch. Wie gerne würden wir sie einmal mit nach

Bangladesch nehmen, damit sie sehen können, was mit ihrer finanzieller Unterstützung

erreicht werden konnte. Bitte bleiben Sie dem Verein erhalten und versuchen vielleicht

auch, neue UnterstützerInnen zu gewinnen.

Ihr Organisationsteam 'Schools In Ambikapur e. V.'


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