1. Einführung
Dieses Jahr kommt unser Jahresbericht etwas später als in den Jahren zuvor, da Guido
und ich berufsbedingt nicht mehr ganz soviel Zeit in den Verein investieren können, wie
das in den Jahren zuvor möglich war.
Aus diesem Grund war das vergangene Jahr auch kein Jahr der Weiterentwicklung
unseres Projektes in Ambikapur. Wir sind aber durchaus damit zufrieden, dass die bisher
geschaffenen Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten für die Jungen und Mädchen aus
Ambikapur kontinuierlich weiterlaufen. Wir haben uns bei unserem Besuch in Ambikapur
im März und April dieses Jahres davon überzeugen können. Nun möchten wir
euch einen kleinen Bericht zum Stand der Aktivitäten unseres Partnervereins Palle Kobi
Jasim Uddin Shriti Sangho und unseres Vereins Schools In Ambikapur e.V. geben.
2. Highschool
Momentan werden über vierzig Kinder in drei Klassen an der Highschool durch „ unsere“
LehrerIn Oipadur, Hashan und Ritu im Zusatzunterricht zum normalen Unterricht betreut.
Herr Hashan, der gleichzeitig für die Dokumentation der Anwesenheit der SchülerInnen
und die Auszahlung der Honorare an die Lehrer zuständig ist, hat zwar die Highschool in
Ambikapur verlassen und ist an eine andere Schule gewechselt, bleibt aber
glücklicherweise unserem Projekt erhalten und wird seine bisher ausgezeichnete Arbeit
fortsetzen. Er ist ein toller Lehrer und bei den SchülerInnen sehr beliebt. Uns ist ein Stein
vom Herzen gefallen, als seine Weiterarbeit für unser Projekt feststand.
Unser ältester Lehrer, Herr Rashid, ist leider sehr krank geworden und konnte seine
Klasse nicht mehr weiter betreuen. Wir hatten uns deshalb entschlossen, eine Klasse
weniger an der Highschool zu unterrichten, da die Kinder aus der Klasse 9 und teilweise
aus der Klasse 8 durch verschiedene Abschluss- und Nachweisprüfungen Schwierigkeiten
haben, regelmäßig den Nachhilfeunterricht zu besuchen.
Bei unseren Besuchen in Ambikapur war es erfreulich zu sehen, wie die Kinder jedes
Jahr einen weiteren Schritt in ihrer Ausbildung machen und eine Klasse weiterrücken.
Leider schaffen es nicht alle Kinder, manche werden von den Eltern zur Haus- und
Feldarbeit benötigt, andere ziehen weg in ein anderes Dorf. In diesem Jahr haben 5
„ unserer“ Kinder die Abschlussprüfung nicht geschafft, was für uns etwas unbefriedigend
ist. Denn es ist ja gerade der Sinn des Nachhilfeunterrichts, den Kindern aus armen
Familien eine zusätzliche Hilfe zu geben, um das Schulziel zu erreichen. Wir können es
aber leider nicht vollständig verhindern. Wenn z.B. Kinder zu unregelmäßig zum Unterricht
kommen, wird es zu einem erfolgreichen Abschluss nicht reichen. Eine bessere
Regelmäßigkeit des Unterrichtsbesuchs – dies betrifft z.B. auch den Musikunterricht –
wäre wohl mit einem täglichen Schulessen zu erreichen. Dazu fehlen uns aber nach wie
vor die finanziellen Mittel.
Wir haben den Direktor der Highschool von unserer Honorarliste gestrichen. Eine das
Honorar rechtfertigende Leistung war nicht mehr erkennbar. Der Unterricht wird vollständig
von den LehrerInnen getragen und einen Direktor nur für die freundliche Akzeptanz
unseres Projektes zu bezahlen, können und wollen wir uns nicht leisten. Wir gehen aber
nicht davon aus, dass das Einsparen des Direktorenhonorars Nachteile für unser Projekt
hat. Zumindest ist dies bisher nicht der Fall. Nach wie vor gehören ein Großteil „unserer“
SchülerInnen zu den besten der Highschool.
3. Primaryschool
Die Primaryschool hat eine neue Direktorin, die auf uns einen sehr guten und engagierten
Eindruck macht. Die vorherige Direktorin ist aus Altersgründen aus dem Schuldienst
ausgeschieden. Bisher hatten wir eine Nachhilfeklasse an der Primaryschool, deren
Unterricht sich zwei Lehrerinen geteilt haben. Wir waren sehr zufrieden mit dem Unterricht.
Da wir nun eine Klasse weniger an der Highschool haben, konnten wir nun an der
Primaryschool eine weitere Klasse für Kinder aus der dritten,vierten und fünften Klasse
eröffnen. Somit sind nun 28 Kinder in Nachhilfeunterricht an der Primaryschool
untergebracht.
4. Musikschule
Der Musikunterricht ist eines unserer Sorgenkinder. Vorübergehend waren die
Teilnehmerzahlen des Musikunterrichts geringer als im vorigen Jahr. Zuerst haben wir das
begrüßt, denn etwas weniger Kinder waren aufgrund der Unterrichtsmöglichkeiten – wir
haben nur ein Harmonium, was von allen Kindern während des Unterrichts genutzt werden
soll – eigentlich wünschenswert. Als die Teilnehmerzahl jedoch auf sechs Kinder gefallen
war, waren wir alarmiert. Mittlerweile wird der Unterricht wieder von 10 Kindern besucht
und dies ist ungefähr die Anzahl, die sinnvoll ist und bei der ein intensiver Unterricht für
alle Teilnehmer gewährleistet werden kann.
Weshalb es zu dem vorübergehenden Einbruch der Teilnehmerzahlen kam, ist uns nach
wie vor rätselhaft. Die Musiklehrerin Frau Roy konnte uns hierzu keine vernünftige
Auskunft geben und für weitere Nachforschungen fehlte uns die Zeit. Wir hoffen, das es
nun bei der jetzigen Schülerzahl bleibt.
5. Tanzunterricht
Fantastisch ! – Anders kann man den Tanzunterricht und dessen Erfolge nicht
beschreiben.
Unser Tanzlehrer wurde in der Hauptstadt Dhaka ausgebildet und hat einen hohen
Anspruch, was die Ausbildung der Kinder anbetrifft. Manchmal ist er etwas streng zu den
Kindern, was aber seiner Beliebtheit bei den Kindern offensichtlich nicht schadet.
Die Teilnehmerzahlen für den Tanzkurs wurden auf maximal 15 Kinder festgelegt.
Die jüngste Schülerin ist sechs Jahre, die älteste ist sechzehn. Zwei der älteren
Schülerinnen tanzen bereits fast profihaft und haben großes Talent. Die Kinder lieben das
Tanzen. Was wir an unserem Tanzlehrer besonders schätzen, ist sein Engagement für die
Kinder auch über den Unterricht hinaus. So begleitet er unentgeltlich die Kinder zu ihren
Auftritten z.B. auf Kindergeburtstagen. Die Auftritte dort sind ein großer Erfolg mit viel
Spaß – und oftmals Essen für die Tänzerinnen.
Erfreulicherweise konnten wir bei unserem Besuch in Ambikapur eine sehr gute
Musikanlage mit Verstärker,Boxen und Mikrofonen erwerben. Die finanziellen Mittel dazu
kamen vom Bezirksamt Treptow-Köpenick, dem wir herzlich dafür danken.
Nun kann unsere Musik- oder Tanzgruppe diese Anlage für ihre Auftritte benutzen.
Gekündigt haben wir dem Hausmeister der Musikschule. Auch hier waren dem Honorar
angemessene Leistungen, nicht erkennbar. Die Musikschule war teilweise in einem
unaufgeräumten und verdrecktem Zustand. Wir werden vorerst auch keinen neuen
Hausmeister beschäftigen, die SchülerInnen und die Lehrer sind für die Ordnung im
Unterrichtsraum zuständig.
6. Nähunterricht
Im letzten Jahr haben 15 Frauen eine Näh- und Stickausbildung innerhalb des Schools In
Projekts gemacht. Unser bengalischer Partnerverein hatte hierfür die Nähmaschinen und
die Räumlichkeit zur Verfügung gestellt, wir haben die Honorarkosten für die Lehrerin und
die Kosten für das Material getragen.
Dieses Jahr werden 10 Frauen diese Ausbildung durchlaufen, welche am Ende des
Kurses auch ein Zertifikat erhalten. Da unser Partnerverein noch über weitere
Nähmaschinen verfügt, versuchen wir diesen davon zu überzeugen, die übrigen
Nähmaschinen an Frauen aus unserem ersten Nähkurs auszuleihen, da diese damit
zuhause einem Erwerb nachgehen können. Allerdings gehen wir davon aus, dass wir
gegenüber unserem Partnerverein für diese Maschinen bürgen müssen und im Falle eines
Verlustes oder Reparatur der Maschinen in der Verantwortung stehen, den Schaden zu
begleichen.
Während unseres Besuches in Ambikapur haben die Näherinnen des jetzigen Kurses
1300 Eintrittsarmbänder für ein Festival in Deutschland/Brandenburg angefertigt.
Die Organisatoren des Festivals hatten uns 500 Euro gespendet. Die Armbänder waren
ein Dankeschön unserer Näherinnen. Wir und der Vereinsvorsitzende unseres
Partnervereins, Jamal Anwar, haben diese Bänder dann mit nach Deutschland genommen
und den Organisatoren des Festivals überreicht.
7. Koordinator
Die Besetzung des Koordinatorenpostens bleibt ein Problem. Nachdem unser erster
Koordinator, Herr Da Costa, durch eine berufliche Versetzung nur kurzzeitig zur Verfügung
stand, wurde nun auch die Zusammenarbeit mit dem nachfolgendem Koordinator, Herrn
Zaaman, beendet. Differenzen mit dem Vorsitzenden unseres bengalischem Partnervereins
sowie nur durchschnittliches Engagement in seinem Aufgabebereich ließen eine
weitere Zusammenarbeit mit Herrn Zaaman als nicht mehr sinnvoll erscheinen.
Wir haben den Vereinsvorsitzenden unseres bengalischen Partnervereins gebeten, einen
Vorschlag für einen neuen Koordinator zu übermitteln. Ohne einen vertrauensvollen
Koordinator ist eine dauerhafte sinnvolle, erfolgreiche und nachhaltige Arbeit vor Ort
unserer Meinung nach nicht möglich. Falls wir mit unserem Partnerverein keine Lösung,
die auch langfristig Bestand hat, finden, müssen wir uns nach einer Koordinatorenlösung
auch außerhalb der Strukturen unseres Partnervereins umsehen.
8. Mela
Im Februar fand die große Mela (Fest und Jahrmarkt) in Ambikapur statt. Eine tolle
Gelegenheit für unsere Tanz- und Musikgruppen ihr Können auf der Bühne vor
zahlreichem Publikum zu zeigen. Ein Videomitschnitt des Auftritts bezeugt: die Nervosität
der Kinder am Beginn des Auftritts im festlichen Rahmen war groß, aber dann klappte fast
alles – die Tanzbewegungen der Kleinsten unterschieden sich manchmal etwas von den
Älteren – und die Kinder gingen am Ende stolz und glücklich von der Bühne. Bei dem
Auftritt der Musikgruppe allerdings schienen kurioserweise die begleitenden Erwachsenen
erheblich nervöser zu sein als die Kinder selbst. Die Tanz - und Musikgruppen wurde von
professionellen Musikern begleitet und nach dem Auftritt gab es ein gemeinsames Essen.
Die Teilnahme an der Mela hat unser Jahresbudget mit etwa 170 Euro belastet. Aber wir
denken, die Teilnahme war wichtig und sinnvoll für die Kinder und deren Eltern, die stolz
auf ihre Kinder sein konnten.
9. Organisation Shabla mohilla
Während unseres Besuches in Ambikapur und Faridpur haben wir eine andere
interessante Organisation kennengelernt. Sie heißt Shabla mohilla und kümmert
sich um die Kinder von Prostituierten aus dem Bordell in Faridpur. Shabla Mohilla
betreibt zwei Wohnhäuser für diese Kinder am Rande von Faridpur.
Ein Kollege aus München, den Guido in Faridpur getroffen hat, hat die finanziellen
Mittel für eins der Wohnhäuser organisiert und engagiert sich für die Verbesserung
der Situation der Kinder. Die Kinder können durch den Druck der Organisation zur
normalen Schule gehen – in der Regel wird das den Kindern von Prostituierten nicht
erlaubt – und bekommen ebenfalls als Zusatzausbildung Tanzunterricht. Dieses Jahr
wurde den Kindern von Shabla Mohilla zum ersten Mal ein Auftritt auf der Mela in
Ambikapur erlaubt und nächstes Jahr wollen wir einen gemeinsamen Auftritt „unserer“
Kinder und der Kinder von Shabla Mohilla organisieren.
10. Resüme und Ausblick
Dies war ein Überblick über den Stand der Dinge in Ambikapur. Es ist dieses Jahr nicht alles so gelaufen, wie wir das geplant und gehofft hatten.
Das wir immer noch keinen zufriedenstellenden Koordinator haben ist
bedauerlich und schränkt die Arbeits- und Entwicklungsmöglichkeiten in Bangladesch ein.
Auch das finanzielle Budget unseres Vereins ist nicht mehr so groß wie in den Jahren
zuvor. Wir haben PatenInnen verloren. Was nicht ungewöhnlich ist – dies war in den
Jahren zuvor auch so. Es kamen ja auch neue PatenInnen dazu und füllten die
entstandenen Lücken. Dies war im vergangenen Jahr leider nicht der Fall – auch weil wir
nicht die Zeit hatten, uns um neue PatenInnen zu kümmern und in der Öffentlichkeit zu
wenig präsent waren. Dies gilt ebenfalls für Förderanträge für einzelne Projekte. Auch
hierfür war durch die gestiegene Berufsbelastung von Guido und mir nicht mehr
ausreichend Zeit. Es ist auch jetzt schon absehbar, daß Guido nächstes Jahr nicht nach
Bangladesch fliegen wird. Deshalb sehen wir das laufende und das kommende Jahr nicht
als Projektentwicklungsjahr in Bangladesch, sondern als Entwicklungsjahr für die
Strukturen unseres Vereins in Deutschland, die in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen
sind. Wir müssen mehr Zeit darauf verwenden, unseren Verein auf eine personell breitere
Basis zu stellen.
Die Ausbildungsangebote in Bangladesch sind erst einmal organisatorisch abgesichert,
Personal und Sachmittel sind vorhanden. Jamal Anwar fliegt dieses Jahr bereits im
Oktober nach Bangladesch und kann alles Notwendige veranlassen.
Ihnen, liebe Paten, Patinnen und UnterstützerInnen, ganz herzlichen Dank für Ihre
Unterstützung der Kinder in Bangladesch. Wie gerne würden wir sie einmal mit nach
Bangladesch nehmen, damit sie sehen können, was mit ihrer finanzieller Unterstützung
erreicht werden konnte. Bitte bleiben Sie dem Verein erhalten und versuchen vielleicht
auch, neue UnterstützerInnen zu gewinnen.
Ihr Organisationsteam 'Schools In Ambikapur e. V.'
コメント